Am 10. August 2003 jährte sich der Geburtstag von Alfred Döblin zum 125. Mal. Mit dem Medizinstudium in Berlin (1900) begann Döblin auch seine literarische Tätigkeit. Von 1912 bis 1920 zählte der Autor zu den führenden Vertretern der expressionistischen Literatur. 1928, ein Jahr bevor sein Meisterwerk „Berlin Alexanderplatz“ erschien, wurde Döblin in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. 1933 entzog man ihm die ärztliche Kassenpraxis. Daraufhin emigrierte er über Zürich nach Paris. 1940 floh er in die USA. Nach dem Krieg konnte sich Alfred Döblin mit Deutschland nicht mehr anfreunden und ging wieder nach Paris. 1957 starb Alfred Döblin.
Der Arzt Alfred Döblin schrieb mit dem 1929 veröffentlichten Text „Berlin Alexanderplatz“ den bekanntesten deutschen Großstadtroman. Bereits 1931 wurde der Stoff mit Heinrich George verfilmt. Neben der Thematik – erzählt wird die Geschichte eines einfachen, kleinen Mannes, der beständig versucht, anständig zu leben, der aber immer wieder auf Menschen und Situationen hereinfällt – sind vor allem die Technik des „inneren Monologs“ und die Montagetechnik des Romans bemerkenswert. Das, was die Großstadt ausmacht, das Häusergewirr, das Zeitungs- und Reklamegeschrei, strahlender Glanz, Zuhältermilieu und Tegel montiert Döblin in Anlehnung an die neuen Filmtechniken zu einer Gesamtheit der „bedrohlichen“ Großstadt. Die pausenlosen Monologe des Protagonisten entwerfen das Porträt des kleinen Mannes, der kurze Zeit später als verhängnisvoller Prototyp des Mitläufers massenhaft auftritt.
Als passenden Interpreten dieser Berliner Großstadtgeschichte kann man sich kaum einen anderen als Ben Becker vorstellen. Auch ohne seine erfolgreiche Darstellung des Franz Biberkopf am Maxim Gorki Theater in Berlin (2000) würde man für die hier vorliegende Hör- Version zu dieser Einschätzung kommen. Der Kraft-Schauspieler, der im Lebenspartner seiner Mutter, in Otto Sander, ein echtes Vorbild fand, hat in zahlreichen Kino- und TV-Produktionen beeindruckt. Unvergesslich seine Rolle in „Comedian Harmonists“, wofür er die „Goldene Kamera“ erhielt. Für die Darstellung des Jobst Dettmann in dem Krimi „Polizeiruf 110. Totes Gleis“ erhielt Becker den Adolf-Grimme-Preis.
Döblin wusste, wovon er schrieb: Als Armenarzt kannte er das Milieu und seine Sprache. Dieser neue Naturalismus wird von Ben Becker virtuos in Szene gesetzt. Die Rolle des kraftstrotzenden, gutmütigen Kerls, der so unbeholfen, hilflos und naiv auf alle – egal ob Frauen oder Männer – hereinfällt, scheint ihm auf den Leib geschnitten zu sein. Er interpretiert Franz Biberkopf als Kreatur, die immerfort einem „es“ ausgeliefert ist. Immer hört man „es tat dieses und jenes mit ihm“. Den für diesen Roman typischen Wechsel zwischen Berliner Jargon, Schlager, Werbe- Slogans, Bevölkerungsstatistiken, Börsennachrichten und vielen anderen Elementen, die das Leben eines Großstadtmenschen begleiten, meistert der Sprecher souverän. Was Ben Becker hier liefert, ist ein in jeder Hinsicht brillantes Hör-Erlebnis und kann wärmstens weiterempfohlen werden!
發表於2024-12-26
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